Portfolioanalyse: Vor- und Nachteile (Vier-Felder-Matrix)

Die Portfolioanalyse ist ein wichtiges Instrument für Unternehmen, um ihr Produkt- oder Dienstleistungsportfolio zu bewerten und Strategien zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu entwickeln. Eine der bekanntesten Methoden zur Portfolioanalyse ist die Vier-Felder-Matrix, auch bekannt als BCG-Matrix oder Boston-Consulting-Group-Matrix. Die Vier-Felder-Matrix wurde in den 1970er Jahren von der Boston Consulting Group entwickelt und ist eine einfache, aber wirkungsvolle Methode zur Einteilung von Produkten oder Dienstleistungen in Kategorien auf der Grundlage ihres Marktanteils und ihres Wachstumspotenzials.

In diesem Artikel werden wir uns mit den Vor- und Nachteilen der Vier-Felder-Matrix befassen und diskutieren, wann und wie sie am besten angewendet werden sollte. Außerdem werden wir alternative Methoden zur Portfolioanalyse vorstellen und kritisch betrachten, ob die Vier-Felder-Matrix in der heutigen Wirtschaft noch relevant ist.

Vier Felder Matrix

Vor- und Nachteile der Vier-Felder-Matrix

Die Vier-Felder-Matrix hat wie jede Methode zur Portfolioanalyse Vor- und Nachteile. Im Folgenden werden wir diese genauer betrachten.

Vorteile:

Einfachheit und Verständlichkeit:

Die Vier-Felder-Matrix ist einfach zu verstehen und anzuwenden, da sie nur auf zwei Faktoren, den Marktanteil und das Wachstumspotenzial, basiert. Dadurch kann sie schnell eingesetzt werden, um eine grobe Einschätzung des Produkt- oder Dienstleistungsportfolios zu erhalten.

Klarheit bei der Kategorisierung der Produkte/Dienstleistungen:

Die Vier-Felder-Matrix ermöglicht eine klare Einteilung der Produkte/Dienstleistungen in vier Kategorien: Stars, Question Marks, Cash Cows und Poor Dogs. Dadurch wird es für das Unternehmen einfacher, gezielte Strategien für jede Kategorie zu entwickeln, um die Position des Unternehmens zu verbessern.

Möglichkeit, verschiedene Strategien für jede Kategorie zu entwickeln:

Die Vier-Felder-Matrix ermöglicht es, verschiedene Strategien für jede Kategorie zu entwickeln, um das Portfolio zu optimieren. Zum Beispiel können für Stars Investitionen zur weiteren Steigerung des Marktanteils getätigt werden, während für Cash Cows Maßnahmen zur Kostensenkung und Gewinnmaximierung ergriffen werden können.

Nachteile:

Begrenzte Aussagekraft, da nur zwei Faktoren berücksichtigt werden:

Da die Vier-Felder-Matrix nur auf den Marktanteil und das Wachstumspotenzial fokussiert ist, kann sie eine begrenzte Aussagekraft haben und möglicherweise wichtige Faktoren wie Marktgröße, Wachstumsrate und Konkurrenz vernachlässigen.

Eindimensionale Betrachtung der Produkte/Dienstleistungen:

Die Vier-Felder-Matrix betrachtet jedes Produkt oder jede Dienstleistung als einzelnes Objekt und vernachlässigt die Interaktionen zwischen den Produkten oder Dienstleistungen im Portfolio. Dadurch kann es passieren, dass positive Synergieeffekte nicht erkannt und genutzt werden.

Mangelnde Flexibilität bei der Anwendung auf komplexe Unternehmen:

Die Vier-Felder-Matrix kann für komplexe Unternehmen möglicherweise nicht ausreichend flexibel sein, da es schwierig sein kann, die verschiedenen Produkte oder Dienstleistungen in die vier Kategorien einzuteilen. Hier können alternative Methoden wie die McKinsey Portfolioanalyse oder die GE/McKinsey-Matrix geeigneter sein.

Anwendungsbereiche der Vier-Felder-Matrix

Die Vier-Felder-Matrix kann in verschiedenen Bereichen angewendet werden, um ein Unternehmen bei der Analyse und Optimierung seines Produkt- oder Dienstleistungsportfolios zu unterstützen. Im Folgenden werden wir einige Anwendungsbereiche der Vier-Felder-Matrix näher betrachten.

Produktportfolioanalyse:

Die Vier-Felder-Matrix kann für die Analyse eines Produktportfolios verwendet werden, um zu bestimmen, welche Produkte in welcher Phase des Produktlebenszyklus sich befinden und wie sie weiterentwickelt werden sollten. Zum Beispiel können Stars Produkte sein, die sich in der Wachstumsphase befinden und weiterhin hohe Investitionen benötigen, während Cash Cows Produkte sind, die sich in der Reife- oder Sättigungsphase befinden und Gewinne für das Unternehmen generieren.

Kundenportfolioanalyse:

Die Vier-Felder-Matrix kann auch für die Analyse des Kundenportfolios eines Unternehmens verwendet werden, um die Kunden in verschiedene Kategorien einzuteilen und gezielte Marketingstrategien für jede Kategorie zu entwickeln. Zum Beispiel können loyale Kunden als Cash Cows betrachtet werden, während neue Kunden als Question Marks kategorisiert werden können.

Marktpositionsanalyse:

Die Vier-Felder-Matrix kann auch zur Analyse der Marktposition eines Unternehmens verwendet werden. Unternehmen können ihre Position im Vergleich zu ihren Mitbewerbern bestimmen, indem sie die Positionen der Mitbewerber auf der Vier-Felder-Matrix darstellen. Dadurch können sie besser verstehen, wo sie im Markt stehen und welche Strategien sie implementieren müssen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Die Anwendung der Vier-Felder-Matrix in diesen verschiedenen Bereichen kann Unternehmen dabei helfen, ihr Portfolio zu optimieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass die Matrix nicht immer die beste Methode zur Analyse des Portfolios ist und dass alternative Methoden wie die McKinsey Portfolioanalyse oder die GE/McKinsey-Matrix möglicherweise besser geeignet sind, je nach den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen des Unternehmens.

Kritische Betrachtung der Vier-Felder-Matrix

Trotz ihrer Beliebtheit und Verbreitung hat die Vier-Felder-Matrix auch Kritiker, die argumentieren, dass sie nicht ausreichend aussagekräftig ist und wichtige Faktoren vernachlässigt. Im Folgenden werden wir einige dieser Kritikpunkte näher betrachten.

Vernachlässigung von Faktoren wie Marktgröße, Wachstumsrate, etc.:

Die Vier-Felder-Matrix berücksichtigt nur den Marktanteil und das Wachstumspotenzial der Produkte oder Dienstleistungen. Andere wichtige Faktoren wie Marktgröße, Wachstumsrate und Konkurrenz werden nicht berücksichtigt, was zu einer begrenzten Aussagekraft der Matrix führen kann.

Fehlende Berücksichtigung von Synergieeffekten zwischen verschiedenen Produkten/Dienstleistungen:

Die Vier-Felder-Matrix betrachtet jedes Produkt oder jede Dienstleistung isoliert und vernachlässigt mögliche Synergieeffekte zwischen verschiedenen Produkten oder Dienstleistungen im Portfolio. Das kann dazu führen, dass positive Interaktionen zwischen Produkten oder Dienstleistungen übersehen werden.

Möglichkeit, dass Unternehmen durch die Matrix in eine bestimmte Kategorie gedrängt werden, obwohl dies nicht ihrer tatsächlichen Situation entspricht:

Die Vier-Felder-Matrix kann Unternehmen in eine bestimmte Kategorie drängen, obwohl ihre tatsächliche Situation anders ist. Zum Beispiel können Unternehmen mit einem hohen Marktanteil und einem niedrigen Wachstumspotenzial in der Kategorie der Cash Cows landen, obwohl sie tatsächlich in einem stagnierenden Markt mit hohem Wettbewerbsdruck tätig sind.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Kritikpunkte an der Vier-Felder-Matrix nicht bedeuten, dass die Methode nutzlos ist. Vielmehr sollten Unternehmen die Vier-Felder-Matrix als eine von mehreren Methoden zur Portfolioanalyse betrachten und alternative Methoden wie die McKinsey Portfolioanalyse oder die GE/McKinsey-Matrix in Betracht ziehen, um ein umfassenderes Bild des Portfolios zu erhalten.

Alternativen zur Vier-Felder-Matrix

Obwohl die Vier-Felder-Matrix eine beliebte Methode zur Portfolioanalyse ist, gibt es auch alternative Methoden, die Unternehmen zur Verfügung stehen. Im Folgenden werden wir einige der bekanntesten Alternativen zur Vier-Felder-Matrix näher betrachten.

Portfolioanalyse nach McKinsey:

Die McKinsey Portfolioanalyse berücksichtigt vier Faktoren: Marktwachstum, Marktgröße, Wettbewerbsposition und Profitabilität. Jeder Faktor wird auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet, wobei 1 für den schlechtesten und 5 für den besten Wert steht. Basierend auf diesen Bewertungen können die Produkte oder Dienstleistungen in eine von neun Kategorien eingeteilt werden, darunter High-Potential, Star, Cash Cow, Problem Child und Dog.

BCG-Matrix:

Die BCG-Matrix ist eine Weiterentwicklung der Vier-Felder-Matrix und berücksichtigt ebenfalls den Marktanteil und das Wachstumspotenzial der Produkte oder Dienstleistungen. Allerdings wird die Matrix erweitert durch die Betrachtung des Marktanteils der Konkurrenz. Basierend auf diesen Faktoren können die Produkte oder Dienstleistungen in vier Kategorien eingeteilt werden: Stars, Question Marks, Cash Cows und Dogs.

GE/McKinsey-Matrix:

Die GE/McKinsey-Matrix berücksichtigt neun Faktoren: Marktwachstum, Marktgröße, Wettbewerbsposition, Marktdiversifikation, Technologie, Marktreife, Betriebssynergien, Umweltfaktoren und internationale Expansion. Jeder Faktor wird auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet, wobei 1 für den schlechtesten und 5 für den besten Wert steht. Basierend auf diesen Bewertungen können die Produkte oder Dienstleistungen in eine von neun Kategorien eingeteilt werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass jede Methode zur Portfolioanalyse Vor- und Nachteile hat und dass die Wahl der richtigen Methode von den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen des Unternehmens abhängt. Unternehmen sollten daher verschiedene Methoden betrachten und diejenige wählen, die am besten zu ihrem Portfolio und ihren Zielen passt.

Fazit

Die Portfolioanalyse ist ein wichtiger Teil des strategischen Managements und kann Unternehmen dabei helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, indem sie ihr Produkt- oder Dienstleistungsportfolio analysieren und optimieren. Die Vier-Felder-Matrix ist eine der bekanntesten Methoden zur Portfolioanalyse und hat Vor- und Nachteile, die Unternehmen berücksichtigen sollten.

Die Vier-Felder-Matrix ist einfach zu verstehen und anzuwenden und ermöglicht eine klare Einteilung von Produkten oder Dienstleistungen in Kategorien. Unternehmen können verschiedene Strategien für jede Kategorie entwickeln, um ihr Portfolio zu optimieren. Allerdings kann die Vier-Felder-Matrix auch wichtige Faktoren wie Marktgröße und Konkurrenz vernachlässigen und dazu führen, dass Unternehmen in eine bestimmte Kategorie gedrängt werden, obwohl ihre tatsächliche Situation anders ist.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Vier-Felder-Matrix nur eine von mehreren Methoden zur Portfolioanalyse ist und dass alternative Methoden wie die McKinsey Portfolioanalyse oder die GE/McKinsey-Matrix möglicherweise besser geeignet sind, je nach den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen des Unternehmens. Unternehmen sollten daher verschiedene Methoden betrachten und diejenige wählen, die am besten zu ihrem Portfolio und ihren Zielen passt.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Portfolioanalyse ein kontinuierlicher Prozess ist und dass Unternehmen ihre Portfolios regelmäßig überprüfen und anpassen sollten, um wettbewerbsfähig zu bleiben und erfolgreich zu sein.

Quellen & weiterführende Informationen

Hier sind einige Quellen, die für diesen Artikel verwendet wurden:

  • Kotler, P., & Armstrong, G. (2016). Principles of marketing. Pearson.
  • Gerybadze, A., & Messemer, A. (2014). Die Bedeutung der Portfolioanalyse im Rahmen des strategischen Managements. GRIN Verlag.
  • Homburg, C., & Krohmer, H. (2009). Marketingmanagement: Strategie-Instrumente- Umsetzung-Unternehmensführung. Gabler Verlag.
  • Heinrichs, S. (2011). Portfolioanalyse und Wettbewerbsstrategie. Springer Gabler.
  • Porter, M. E. (1985). Competitive advantage: creating and sustaining superior performance. Free Press.

Diese Quellen liefern weiterführende Informationen zur Portfolioanalyse und zu alternativen Methoden wie der McKinsey Portfolioanalyse und der GE/McKinsey-Matrix. Sie können auch als Grundlage für weitere Studien und Forschungen dienen.

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